Bild: © Döbrich & Heckel
Keramik macht Fortschritt und Transformation erst möglich
„Bei den aktuellen Energiepreisen und der mangelnden Planbarkeit z. B. der Energienebenkosten stehen wir mehr denn je unter massivem Druck.“
Rund 70 Beschäftigte sind im mittelfränkischen Altdorf bei Nürnberg mit der Herstellung keramischer Komponenten beschäftigt – „unser größtes Kapital“, wie es in der Firmenphilosophie heißt. Ihnen optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen, hat neben der Kundenzufriedenheit und dem schonenden Umgang mit Energie und Rohstoffen oberste Priorität. Für seinen vorbildlichen Umweltschutz wurde Döbrich & Heckel in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet.
Besonders hervorzuheben ist das Engagement im sozialen Bereich: Mit der W. Lutz Stiftung (benannt nach dem letzten Spross einer erfolgreichen Unternehmerfamilie) als Gesellschafterin engagiert sich das Unternehmen vor allem in der Krebsforschung. Rund 400 000 Euro flossen seit 2012 in Stipendien, Forschungsprojekte und Kooperationen.
„Die deutsche Wirtschaft steht vor großen Herausforderungen“, sagt Marcus Flemming, kaufmännischer Geschäftsführer des Altdorfer Traditionsunternehmens. Er leitet das Unternehmen gemeinsam mit seinem Kollegen Matthias Förster, der für den technischen Bereich zuständig ist. „Das Thema Energie beschäftigt uns und die Branche enorm: Wir wollen unsere Klimaziele erreichen und müssen unsere Energieversorgung zügig zukunfts- und wettbewerbsfähig umbauen. Der Ausbau von Wind- und Solarenergie sind Bausteine, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Aber ohne die Kompetenz und das Know-how unserer Industrie – und damit meine ich ausdrücklich auch die energieintensiven Unternehmen – wird es keine Transformation in Deutschland geben“, ist sich Flemming sicher. „Die letzten Jahre haben uns deutlich vor Augen geführt, welche weitreichenden Folgen ein Zusammenbruch globaler Lieferketten haben kann. Es ist mir völlig unverständlich, warum wir unsere deutsche Kernkompetenz so leichtfertig aufs Spiel setzen und große Teile unserer Wirtschaft und damit unseres Wohlstands einfach opfern.“
Dass diese Aussage nicht aus der Luft gegriffen ist, unterstreicht Flemming mit zwei konkreten Beispielen aus seinem Unternehmen:
„In Widerständen für die Leistungselektronik sorgen keramische Bauteile von Döbrich & Heckel für den Schutz vor Überspannungen bei Lastspitzen, um Schäden bei Verbrauchern und den millionenteuren, bis zu 250 Meter hohen Windkraftanlagen zu vermeiden. Wir beliefern hier alle namhaften Unternehmen in Deutschland und Europa. Doch damit nicht genug: Auch beim Einsatz von Photovoltaikanlagen, bei der Energieverteilung und -speicherung sowie bei Ladestationen stellt das sichere Schalten hohe Anforderungen an die eingesetzten Anlagenkomponenten. Diese müssen hohe Spannungen beherrschen und trotz auftretender Lichtbögen zuverlässig ein- und ausschalten. Als Keramikspezialist erarbeiten wir in enger Zusammenarbeit mit unseren weltweiten Kunden maßgeschneiderte Lösungen, um die vielfältigen Vorteile keramischer Werkstoffe voll zur Geltung zu bringen. So machen wir technologischen Fortschritt möglich! Ohne Keramik keine Energiewende – Punkt!“
Natürlich steht Döbrich & Heckel im globalen Wettbewerb und neben Kompetenz und Zuverlässigkeit sind eben auch wettbewerbsfähige Konditionen notwendig, um maßgeschneiderte Produkte „Made in Germany“ dauerhaft erfolgreich am Markt anbieten zu können – und damit das Unternehmen, die damit verbundenen Arbeitsplätze und den eingangs erwähnten, höchst sozialen Unternehmenszweck langfristig zu sichern.
„Bei den aktuellen Energiepreisen und der mangelnden Planbarkeit z. B. der Energienebenkosten stehen wir mehr denn je unter massivem Druck. Wenn wir nicht mehr liefern können, wird es früher oder später ein ausländischer Wettbewerber tun – und damit wird wieder ein wichtiger Baustein in einer komplexen Lieferkette außerhalb Deutschlands produziert. Unsere Wirtschaft ist dann, sofern hier überhaupt noch Komponenten für die Energiewende hergestellt werden, auf Importe aus anderen Ecken der Welt angewiesen. Je nach strategischer und betriebswirtschaftlicher Überlegung kommen diese Importe dann oder eben nicht – solche globalen Machtspiele sollten wir nun langsam kennen“.
Den eigenen Fußabdruck längst im Blick
„Besonders ärgerlich finde ich die politische Darstellung, dass wir als energieintensiver Industriebetrieb angeblich die Dreckschleudern der Nation sein sollen“, so Marcus Flemming sichtlich enttäuscht. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Bereits 2017 wurde Döbrich & Heckel als bisher einziges Keramikunternehmen von der Kompetenzinitiative ENERGIEregion Nürnberg e. V. für die konsequente Reduzierung des notwendigen Energieeinsatzes, beispielsweise in der Ofentechnik und der Gebäudeheizung, als energie.effizienz.gewinner ausgezeichnet – eine Auszeichnung, auf die die beiden Geschäftsführer stolz sind.
Dass der Energieverbrauch in der keramischen Industrie prozessbedingt hoch ist, ist Matthias Förster durchaus bewusst. „Thermische Prozesse mit hohen Temperaturen werden auch in Zukunft für die Herstellung keramischer Bauteile notwendig sein. Die ständige Verbesserung der Energieeffizienz ist sowohl unter Nachhaltigkeits- als auch unter Kosten- und Wettbewerbsgesichtspunkten eine Zukunftsaufgabe, der wir uns nicht erst seit gestern stellen“.
Mit der eigenen Photovoltaikanlage auf der über 3 400 m2 großen Dachfläche erzeugt Döbrich & Heckel bereits heute jährlich rund 300 000 kWh Solarstrom – bei einer Eigenverbrauchsquote von weit über 70 Prozent. „Diesen Wert erreichen wir durch eine intelligente Steuerung unserer Produktionsprozesse – aber es gibt Grenzen, auf Wind und Sonne können wir und unsere Kunden nicht warten“, so Förster.
„Wir investieren gerne und wollen unsere Abhängigkeiten weiter reduzieren. Aber dazu brauchen wir einfach wirtschaftlichen Erfolg und Planungssicherheit“, so die beiden Geschäftsführer unisono.
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